Flache Schale auf kurzem, geradem, leicht zum Zentrum hin abgeschrägtem Standring. Rötlich braun gebrannter, kräftiger Scherben. mit einer in unterschiedlichen Nuancen leuchtenden, lavendelfarbigen Glasur überfangen. Bodenfläche glasiert. Nur der Standring ist unglasiert. Die Schale ist ein qualitätvolles Beispiel für die bei Sammlern schon wegen ihrer eindrucksvollen Farbe seit jeher beliebte Jun-Keramik, die in Yuzhou in der nordchinesischen Provinz Henan hergestellt wurde. Aufgrund ihrer Beliebtheit wurde song- und yuan-zeitliche Jun-Ware häufig gefälscht. Dieses Stück jedoch ist zweifellos authentisch.
Der Vorbesitzer Karl Bacher, ein Frankfurter Teppichhändler uns Kunstfreund, war von 1903 an Vorstandsmitglied und Förderer des Kunstgewerbevereins. Den Vorstand verließ er als Jude jedoch 1933, obgleich er bis 1938 als Vereinsmitglied registriert war. 1942 erscheint der Name Karl Bacher auf der Liste eines Transports von Frankfurt nach Theresienstadt mit dem Vermerk „gestorben in Frankfurt a/M“. Ein großer Teil von Bachers Asiatica-Sammlung, so auch dieses Stück, wurde 1932 bei Hugo Helbing versteigert. Helbing selbst, ebenfalls Jude und bis in die 1930er Jahre einer der bedeutendsten Auktionatoren Deutschlands, wurde 1938 nach der Schließung seiner Münchner Kunsthandlung in der Reichspogromnacht zusammengeschlagen und starb wenig später an den Folgen.
Inv. Nr. V. 159, ehemals Sammlung Karl Bacher. Ankauf Auktion Hugo Helbing/Frankfurt am Main, 7./8.12.1932